Geschichte

Die Lambertischule kann an ihrem Standort auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Sie ist eingebunden in die Geschichte des Auricher Volksschulwesens, die sich wiederum bis an den Anfang des 17. Jahrhunderts zurück verfolgen lässt und ihre Ursprünge in der Kantorschule hat.

Seit 1821 wurden die Kinder der Stadt Aurich in einem Schulhaus in der Kirchstraße unterrichtet. In den 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts konnte das Gebäude allerdings die große Anzahl der Schülerinnen und Schüler kaum noch aufnehmen. So beschlossen der Magistrat der Stadt Aurich und das städtische Kollegium den Neubau einer achtklassigen Schule am Rande des damaligen Stadtgebietes: die heutige Lambertischule.

Die Schule 1900

Ende Juli 1897 ist das Gebäude fertiggestellt und wird am 18. Oktober desselben Jahres eingeweiht. Dazu berichtet die Chronik u. a.:

Die Einweihungsfeier begann morgens um 10 ¼ Uhr und dauerte bis 11 ¼ Uhr. Die Kinder versammelten sich 9 ½ Uhr bei der alten Schule und begaben sich dann unter Führung der Lehrer nach dem neuen Gebäude, wo sie im Saale Aufstellung nahmen.

Bürgermeister Schwiening sprach über die Entwicklung des Baus, überwies dem Hauptlehrer das Gebäude, mahnte zu treuer Pflichterfüllung und endete mit einem Hoch auf den Kaiser, in welches alle Anwesenden freudig einstimmten.

Der Schulleiter, Hauptlehrer Meyer, äußerte in seiner Dankesrede die – aus heutiger Sicht immer noch aktuelle – Hoffnung, dass Haus und Schule Hand in Hand gehen und ihre Arbeit an den Kindern gegenseitig fördern mögen.

Der Zustand einer zweigeteilten Stadtschule blieb über 30 Jahre erhalten. Angesichts steigender Schülerzahlen – und des sich vermutlich in einem schlechten baulichen Zustand befindlichen Gebäudes in der Kirchstraße – wird das Gebäude an der – schon damals so bezeichneten „Lamberti-straße“- um das Doppelte erweitert. Man ging in der Planung von etwa 550 Schülern aus. Mit der damaligen Erweiterung – die Nahtstelle zwischen dem ursprünglichen Gebäude und dem Erweiterungsbau ist auf den Fluren auch fast 80 Jahren deutlich zu erkennen – hat die Schule die Räumlichkeiten erhalten, die im wesentlichen heute noch zur Verfügung stehen. 

Aber auch mit dem erweiterten Schulgebäude ist die Raumnot nicht beendet. 1937 besuchen bereits 730 Kinder die Schule. Der Raumenge wird durch Schaffung von Unterrichts- bzw. Fachräumen im Keller- und Dachgeschoss begegnet.

Die Schule 1930

Noch prekärer wird die Situation allerdings in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit 1742 Schülerinnen und Schülern wird im Schuljahr 1949 / 50 die höchste Zahl erreicht. Um diesem unhaltbaren Zustand zu begegnen wird 1949 eine zweite Stadtschule (die Reilschule im Gebäude des ehemaligen Krankenhauses) eingerichtet. 

Damit und mit der Umwandlung der Schule in eine „reine“ Grundschule im Jahr 1975 besuchten deutlich weniger Kinder die Schule.

Die Schule 1978

Ein Höhepunkt mit fast 400 Kindern konnte noch einmal 1996 verzeichnet werden. Seitdem hat die Zahl der Schülerinnen und Schüler, auch durch den Wegfall der Vorklassen im Jahr 2002, deutlich abgenommen. Heute besuchen die Lambertischule noch 198 Kinder.

Der Einzugsbereich der Lambertischule umfasst die Bereiche nordöstlich der Leerer Landstraße, der Großen Mühlenwallstraße, der Esenser Straße bis an die Grenzen der Ortsteile Sandhorst, Wallinghausen, Egels und Popens.

Die Stadt Aurich als Schulträger hat in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, den Traditionsstandort der Schule zu sichern. Die Bemühungen richten sich die auf die Erhaltung der Bausubstanz, nötige Renovierungsarbeiten, Einrichtung von Feuerschutzmaßnahmen sowie eine kindgerechtere Gestaltung des Schulhofes; immer unter Berücksichtigung der mehr als 100-jährigen Verpflichtung des ersten Schulleiters dieser Schule, die Arbeit an den Kindern zu fördern.

Die Schule 1990

In den 1990-er Jahren wurden an der Lambertischule Aurich als erster Grundschule in Aurich „Integrationsklassen“ eingeführt. In diesen Klassen konnten erstmals Kinder mit einer geistigen Behinderung gemeinsam mit den anderen Grundschülern lernen. Dabei wurden die Jahrgänge 1 bis 4 gemischt. In den Integrationsklassen arbeiteten erstmals Pädagogen unterschiedlicher Profession in einer Klasse zusammen. So leiteten eine Lehrerin und eine pädagogische Mitarbeiterin gemeinsam eine Integrationsklasse. Dabei wurden sie von einer Sonderschullehrkraft unterstützt. Auf die Erfahrungen in diesem Erfolgsmodell konnte aufgebaut werden, als die „sonderpädagogische Grundversorgung“ im Landkreis Aurich eingeführt und später die „inclusive Schule“ in Niedersachsen entwickelt wurde. In der inclusiven Grundschule lernen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam in einer Grundschulklasse. Dieses Modell führte dazu, dass nunmehr alle Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Bereich Lernen im Regelfall an den Grundschulen unterrichtet werden.

Die Lambertischule heute

Auf der Grundlage einer über einhundertjährigen Tradition hat sich die Lambertischule Aurich durch viele aktive Veränderungsprozesse zu einer modernen, kindgerechten Grundschule entwickelt. Natürlich ist die Lambertischule Aurich eine „inclusive Schule“. Dabei verstehen wir unter Inklusion nicht nur das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern in einer Klasse, sondern die Teilhabe aller Kinder, Familien, Lehrkräften, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Bildungsprozess. Das besagt unser Leitbild „Wir stärken jeden Einzelnen“, welche die Lambertischule im Jahr 2009 entwickelt hat und welchem wir unser pädagogisches Handeln unterordnen. Dabei sollen alle Kinder die gleichen Bildungschancen haben und nutzen können. Seit 2017 ist unsere Grundschule „teilgebundene Ganztagsschule“ mit einem Hortangebot. Die Schwerpunkte der Lambertischule sind neben der individuellen Förderung, die musikalische Erziehung sowie die internationale Zusammenarbeit. Seit dem Jahr 2020 ist unsere Schule „Europaschule in Niedersachsen“. Mit der Verleihung dieses Titels wurden die Aktionen, Bemühungen und Verdienste im Bereich der europäischen Zusammenarbeit innerhalb der letzten zehn Jahre anerkannt.